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Wenn du traurig bist – Tipps für Jugendliche

Es gibt viele Gründe, traurig zu sein. Vor allem wenn jemand stirbt, wirbeln Gedanken und Gefühle nicht selten durcheinander. Hier einige Tipps, was du machen kannst, wenn diese Ausnahmesituation „Trauer“ mit der Ausnahmesituation „Corona“ zusammenfällt.

Hier finden Familien Informationen zum Trauern.

Wenn du als Jugendlicher trauerst

Angst, Verlust und Trauer sind keine angenehmen Gefühle. Manchmal sind sie kaum auszuhalten.  Andererseits erlebt sie wirklich jeder Mensch irgendwann mal. Du kannst Verschiedenes tun, damit es einfacher wird, die Gefühle zu ertragen.

Es kann sein, dass du die unterschiedlichsten Gefühle erlebst und die auch noch durcheinander. Das ist ganz normal. Von ganz cool (zumindest nach außen hin), bis ganz in Tränen aufgelöst, von ganz entspannt bis ganz erstarrt.

Um mit der Situation und deinen Gefühlen besser zurecht zu kommen, können verschiedene Dinge helfen:

Lass dich über die Situation informieren. Wer ist krank? Wie stehen die Chancen für die Zukunft? Wer ist gestorben? Wie geht es weiter?

Nimm zu Kranken nochmal Kontakt auf, wenn es dir wichtig und auch möglich ist – durch Corona geht manches leider nicht, aber einige Möglichkeiten gibt es schon. Da kaum ein Besuch möglich ist, such einen anderen Weg, wenn es dir ein Anliegen ist. Gib jemand einen Brief mit oder eine Sprachnachricht, lass dem Kranken ein Video von dir vorspielen, o.ä.

Wenn jemand gestorben ist, dann überleg wie du Abschied nimmst. Einen Verstorbenen zu sehen, ist sehr ungewohnt und schmerzhaft – aber Trauer tut immer weh und sie heilt oft viel besser, wenn man diesen direkten Abschied hatte.

Wenn es um eine Beerdigung geht oder auch nur um die Trauerkarte, dann kannst du dich mit einbringen und mitplanen, was eine gute Form ist. Auch wenn am Grab durch Corona vieles gerade nicht geht – anderes ist gut möglich. Jeder kann Briefe und Blumen mit ins Grab geben oder ein virtuelles Trauerbuch ausfüllen. Du kannst auch außerhalb von der Beerdigung Abschied nehmen, wenn die Teilnahme wegen Corona nicht möglich ist oder du vielleicht auch nicht teilnehmen willst. Besprich das mit der restlichen Familie – alle trauern auf ihre Weise, selbst wenn man es von außen gar nicht so wahrnehmen kann. Aber alle haben schließlich das Recht auf ihren eigenen Abschiedsweg.

Wenn du traurig bist, dann ist das in Ordnung! Und du darfst auch in einigen Wochen oder Monaten noch immer traurig sein – hoffentlich allerdings nicht ausschließlich, sondern dann wieder gemischt mit auch ein paar leichteren Gefühlen. Trotzdem: Trauer endet nicht sofort, nicht mal demnächst, meistens sogar gar nicht. Aber versprochen: sie wird leichter und passt in das normale und auch wieder glückliche Leben mit rein. Und wenn du in der Trauer weinen willst – dann tu das. Dafür können wir ja weinen. Davon geht die Trauer nicht weg, aber sie wird erträglicher. Und wenn du wütend bist, dann ist auch das ok. Schrei. Laut. Oder schweige, wenn du Zeiten brauchst, in denen du nichts sagst und ganz allein für dich bist.

Und wenn du Angst hast, ist das in Ordnung. Sprich mit jemand über die Angst, das macht sie leichter. Du kannst Fragen loswerden und die Antworten weitergeben, die du für dich gefunden hast. So können wir Menschen einander unterstützen, wenn alles uns an die Grenzen bringt.

Oft fühlen wir Menschen uns sogar schuldig, wenn es jemand schlecht geht oder ein Mensch gestorben ist. Wir überlegen, ob wir daran schuld sind. Brauchst du nicht! Du hast keine Schuld an der Krankheit oder am Verlust eines Menschen! Auch wenn ihr beim Allerletzten Kontakt nur gestritten hättet, bist du trotzdem nicht schuld am Krankwerden oder Sterben. Genauso wenig wenn ihr ganz normal beieinander wart.

Such nach Wegen, dich zu erinnern. Bilder? Gerüche? Musik? Spazieren gehen? Erinnerungen sind kostbar. Genieße sie. Gönn sie dir. Wenn dir Orte für den Verstorbenen wichtig sind oder Handlungen, also zum Beispiel das Zimmer oder der Platz auf dem Sofa oder der Tee immer sonntags um fünf – dann bitte darum, sie für eine gewisse Zeit so zu erhalten. Was tut dir gut? Bis zur Beerdigung oder hundert Tage oder bis zum ersten Jahrestag?

Erwachsenen tut es gut von dir zu hören, wie es dir geht. Und es ist auch für dich selbst wichtig, darüber zu sprechen! – Aber manchmal kann man um eine Verschiebung bitten, weil gerade schweigen oder schreien oder weinen dran ist. Es kann sein, dass die richtige Zeit für deine Trauer erst kommt, wenn die übrige Familie schon wieder ein bisschen mehr „Normalität“ entwickelt. Dann hast du vielleicht im größten Chaos mitgeholfen, ein bisschen Stabilität zu halten und kommst erst jetzt so richtig zum Trauern. Such dir dann deine Orte oder deine Menschen, mit denen du sprechen kannst, wo du trauern kannst.

Die einzige Grenze in der Trauer ist, wenn du dich oder jemand anderen damit gefährdest. Oder wenn du in einem endlosen Trauerloch versinken solltest, dann hol dir Hilfe. Auch das passiert – dafür gibt es zum Bespiel Seelsorger*innen oder Trauergruppen.

Und lache, wenn dir danach ist – Lachen ist gut. Und auch kranke und verstorbene Menschen haben gelacht. Auch sie waren nicht immer traurig. Dann darfst du erst recht auch die schönen und fröhlichen Momente des Lebens genießen, wenn es sie wieder gibt.

Angela Schmid, Dekanatsreferentin und Familienbeauftragte Dekanat Stuttgart

 

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