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Sofagottesdienst spezial 3 „Trauer – Beten mit den Händen“

BETEN, WENN JEMAND GESTORBEN IST

Manche Menschen sprechen gerne – andere können in Krisen kaum einen Ton sagen und drücken die Gefühle und Gebete lieber mit den Händen aus. Daher hier ein Vorschlag für das Beten ohne Worte.
(Ein anderer Vorschlag ist hier zu finden: Beten mit Worten.)

Manchmal bleibt uns in Angst und Trauer die Stimme weg. Vielleicht können wir dann leichter mit den Händen beten.

Jede Idee kann für sich stehen oder als Sofagottesdienst gefeiert werden.

Als Gottesdienst beginnen mit dem

Kreuzzeichen

Lied – wenn gewünscht.

Vorschläge:

Das Lieblingslied des verstorbenen Menschen oder ein Lied, das einen verbindet. Alternativ haben viele bekannte Sänger und Bands Lieder zum Thema Tod, Abschied und Verlust veröffentlicht.

Oder zum Anhören mit Text „Mit allen meinen Träumen

Zum Anhören instrumental aus Taize.

Zum Mitsingen „Ausgang und Eingang.

Gemeinsames Schweigen

Aktionsidee 1: KREUZ AUS GEKNICKTEN ÄSTEN

Die Anleitung ein Kreuz aus geknickten Ästen zu formen, bekommt ihr hier.

Gedanken zu den einzelnen Schritten:

Ein Stück Holz, ein Ast oder Zweig. Schön glatt, noch ganz frisch. Aber steckt noch Leben drin oder ist er kaputt und tot? Sind da Knospen? Hat er Narben? Passt er zu uns?

Der Ast wird gebogen. Die Spannung und der Druck nehmen zu. Er verkraftet schon einiges. Aber dann wird die Belastung zu groß. Der Ast ist gebrochen. Wie sieht das aus? Wie fühlt sich das an? Passt das zu uns? Was halten wir aus und was nicht mehr? Wo fühlen wir uns angeknackst und gebrochen? Was ist abgebrochen an Beziehung, an Hoffnung?

Aus den gebrochenen Teilen entsteht ein Kreuz. Es hält, weil da etwas kaputtging. Seltsam. Unser Glaube baut am tiefsten Punkt nicht auf Glanz und Gloria und Heile Welt, sondern auf Zerbrochenes, Schmerzen und Trauer. Er baut auf das Tiefste, selbst, wenn das schmerzhaft ist und kaputt ist. Und genau da, wo alles am Ende scheint, wo Jesus selbst gescheitert wirkt und stirbt, genau da verbinden sich Himmel und Erde, Tod und Leben, Mensch und Gott. – Können wir Gott unsere kaputte Seite, unsere abgebrochene Beziehung, unseren verlorenen Menschen anvertrauen? Bitten, dass er gut auf ihn/sie aufpasst? Neues entstehen lässt, wo gerade nur Angst und Trauer und Tod ist?

Zwei angeknackste, schwache Stücke geben sich halt und sind zusammen fest und stark. Man kann die Verbindung noch stützen und stärken. Was macht uns stabiler und unsere Beziehung zum geliebten Menschen? Was hilft uns zu halten? Auszuhalten, dass es ein Kreuz ist und keine fröhliche Blume oder blühender Busch? Was gibt uns Halt?

Guter Gott, wir trauern.

Guter Gott, wir fühlen uns zerbrochen.

Guter Gott, halte uns zusammen.

Amen.

Aktionsidee 2: EIN SCHERBENHAUFEN

Scherben zeigen, dass etwas kaputtgegangen und oft auch nicht mehr zu reparieren ist. Scherben können uns erinnern an das, was uns kostbar war und jetzt nicht mehr so funktioniert. Sie können zeigen, was uns mit dem Verstorbenen verbunden hat und jetzt lose und unverbunden ist.

Nehmt ein Gefäß, das kaputtgehen darf, einen Blumentopf, eine Vase – am besten aus Ton! (An Glasscherben kann man sich verletzen.) Außerdem Edding oder Lackstifte zum Beschriften.

Beschriftet das Gefäß mit dem Namen des verstorbenen Menschen und mit allem, was euch zu ihm oder ihr einfällt. Malt Bilder, Symbole, Farben, Fragen,… drauf.

Schaut euch das fertige Gefäß an. Liegt alles drin, was ihr mitgeben wollt?

Dann zerschlagt das Gefäß.

Schweigt oder sprecht ein Gebet:

Gott,

es war so viel und jetzt ist es kaputt.

_____________ ist nicht mehr da.

Unsere gemeinsamen Wege und Träume, die Gespräche und Pläne sind vorbei.

Wir fühlen uns zerbrochen und leer.

Gott, wir geben dir unsere Trauer über die Scherben unserer Beziehung.

Wir klagen, um das, was da kaputt gegangen ist.

Bewahre für uns alles, was einmal war.

Verwandle es in einen neuen Anfang, wenn es möglich ist.

Wir wollen uns wiedersehen bei dir.

Amen

Legt die Scherben auf einen Haufen und vielleicht an einen besonderen Gedenkort, zusammen mit einem Foto oder Blumen. Die Scherben gehören zu euch und eurem geliebten Menschen. Sie erinnern an das Schöne, aber auch daran, dass es nicht mehr heil ist – ein geliebter Mensch tot.

Die Scherben können so lange liegen bleiben, wie es guttut. Wenn ihr möchtet und der richtige Zeitpunkt gekommen ist, dann könnt ihr sie wieder in die Hand nehmen. Das kann nach der Beerdigung sein oder auch erst nach Wochen und Monaten oder auch gar nicht:

Scherben können sehr kostbar sein – in Japan gelten bewusst zerbrochene und wieder zusammengesetzte Stücke, als besonders wertvoll. Der Makel, den das Zerbrochen-Sein bedeutet, wird bewusst durch ein auffälliges Reparieren mit goldenem Kitt hervorgehoben. Das Zerbrochene ist besonders wertvoll.

Klebt euer Gefäß wieder zusammen. Die Risse und Lücken dürfen zu sehen sein, Ihr habt etwas Kostbares verloren – aber es ist nicht ganz weg, sondern erinnert euch immer an den verstorbenen Lieblingsmenschen. Das Zerbrochene ist kostbar. Auch Vergolden wäre möglich. Hier Anregungen dazu: sebastiants.de Im Internet kann man fairgehandeltes Blattgold bestellen. Erst wird mit einem Pinsel Vergoldermilch auf die entsprechenden Stellen gestrichen und trocknen gelassen. Dann Blattgold auftupfen.

Vater unser.

Segen

Gott, segne uns in unserem Traurig sein.
Segen, wenn wir weinen müssen.
Segne, wenn wir auch mal lachen können.
Segne unsere lieben Menschen
und alle, die wir gar nicht kennen.
Segne alle, die alleine sind, krank oder gestorben.
Segne alle, wenn wir jetzt weitergehen.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

Angela Schmid, Dekanatsreferentin und Familienbeauftragte Dekanat Stuttgart

 

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