- 1. April 2020
- wirsindda-admin
- Trauer in der Familie
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Trauer verstehen – Tipps für Eltern und Familien
Trauer ist immer eine Art Ausnahmesituation. Wenn diese besondere Situation nun auch noch zusammenfällt mit der besonderen Situation der Corona-Pandemie, stellen sich auch ganz besondere Fragen.
Daher finden Eltern und Familien hier Informationen, wie sie mit Angst, Verlust und Trauer umgehen können.
Auch stellen wir ein paar Möglichkeiten zur Verfügung wie man Trauer, Wut, Angst, Verzweiflung, Hoffnung mit Kindern ins Gebet bringen kann.
Jede*r trauert anders
Trauer ist schwer zu verallgemeinern, aber es gibt doch auch Dinge die immer ähnlich sind:
Wenn wir jemanden verlieren, dann reagieren wir Menschen meist erstmal wie betäubt. Wir können es nicht richtig glauben, verleugnen es vielleicht. Das ist normal. Das Leben fühlt sich an, wie ein falscher Film. Irgendwie passen die Dinge nicht mehr zusammen, denn alles ist normal, aber ein geliebter Mensch ist tot. „Aber mein Lieblingsmensch kann doch nicht wirklich tot sein. Das muss ein Irrtum sein.“
Erst mit ein bisschen Zeit (und die kann unterschiedlich lang dauern) verstehen wir, was passiert ist. Das heißt aber nicht, dass wir es akzeptieren. Viele fangen an zu verhandeln – mit den Ärzten, mit dem Pfarrer, mit Gott. „Wenn mein Lieblingsmensch zurückkommt, dann mache ich…“. „Ich gebe dir…, aber dann muss er oder sie darf nicht krank/nicht tot sein.“ Und nur langsam können wir an uns heranlassen, dass das nicht geschehen wird. Oft reagieren Menschen darauf mit Wut. Wut auf alle möglichen Menschen, Wut auf Gott und sogar Wut auf den Verstorbenen. Und die Wut darf sein! Wir dürfen zornig sein, dass wir allein mit dieser großen Krise klarkommen müssen. Wir dürfen uns verletzt fühlen, wenn wir jemand wichtigen verlieren. Wut gibt uns Kraft damit umzugehen. Wir können auch laut schreien, wenn es uns guttut. – Nur eines darf die Wut nicht, nämlich einen anderen Menschen verletzen. Da ist die Grenze. –
Nach der Wut, kommt meist die pure Trauer. Erschöpft und leer – und ab und an mal wieder ungläubig, betäubt und wütend – und dann nur wieder traurig und voller Abschied. Und diese Zeit ist wichtig. Wir brauchen sie um Abschied zu nehmen. Um zu akzeptieren, dass ein geliebter Mensch nicht mehr da ist. Dass wir ihn im Herzen immer und im Himmel irgendwann wieder treffen, aber nicht mehr hier auf der Erde. Dass unser Leben sich verändert, wenn jemand Wichtiges fehlt. Dass die Abläufe anders werden. Die Gedanken, immer wieder zum Lieblingsmensch schweifen und immer in der Erkenntnis enden, dass er oder sie weitergegangen und für uns nicht mehr zu erreichen ist.
Trauer kann unterschiedlich lang dauern. Irgendwann kann man mit ihr leben. Aber der Verlust begleitet einen immer – denn die Liebe zu dem Menschen endet ja auch nie. Es ist auch normal, wenn man immer mal wieder die verschiedenen Schritte der Trauer von vorne durchmacht.
Kinder trauern auf eigene Weise – Infos für die Eltern
Kinder können zwischen Trauer und Lachen und Weinen und Spielen ganz bunt hin und her hüpfen. Das ist ihre Form zu trauern. Für Erwachsene kann das verwirrend sein und passt doch zum Kind und seiner Form, mit dem Abschied klar zu kommen.
Was Kinder unbedingt brauchen, sind die nötigen Informationen. Es hilft ihnen nicht, zu verschweigen, wenn es jemand schlecht geht oder wenn er oder sie gestorben ist. Die Kinder spüren, was in der Luft liegt und reagieren darauf. Und nur, wenn sie wissen, worum es geht, können sie konkret darauf reagieren und nicht auf eine unbestimmte finstere Angst-Wolke oder eine bedrückende Trauer-Finsternis. Sprechen Sie mit den Kindern. Beantworten Sie Fragen. In der Form, wie sie alles andere mit dem Kind besprechen. In klaren Sätzen, nicht zu lang und kompliziert, passen zu seinem Alter.
Lassen Sie das Kind von einem verstorbenen Menschen Abschied nehmen. Normalerweise sogar direkt am offenen Sarg, damit es konkret sehen und begreifen kann, dass derjenige nicht mehr da ist. Das ist traurig und schmerzhaft – aber weniger schmerzhaft, als nie wirklich Abschied genommen zu haben. Allerdings geht das in Zeiten von Corona nur sehr eingeschränkt – bitte beachten Sie die aktuell gültigen Regelungen, die Ihnen der Bestatter nennen kann.
Wenn ein Besuch am Krankenbett, am Sterbebett oder später am offenen Sarg nicht möglich ist, dann wählen Sie eine Form, die zu Ihnen und ihrem Kind passt. Es ist alles möglich und passend, was für Sie als Familie passt: Schauen Sie ein Foto an und besprechen Sie, was geschehen ist. Vielleicht drehen Sie das Foto dann symbolisch um, und hängen es so an die Wand – der Lieblingsmensch ist noch da, aber eben nicht mehr zu erreichen für uns. Wir können ihn nicht mehr sehen. Nur noch in der Erinnerung, im Herz und irgendwann im Himmel wieder. Oder gehen Sie zur Lieblingsbank des Verstorbenen, draußen am Waldrand, setzen Sie sich doch hin und lesen Sie sein Lieblingsgedicht/ alle Whatsappnachrichten, die Sie sich gegenseitig geschrieben haben/blättern Sie alle Fotos in der Kamera nochmal durch/…
Seien Sie ehrlich zu ihrem Kind. Wenn Sie traurig sind, dann dürfen Sie das zeigen. Wenn Sie Angst um jemand haben, dann sagen sie es. Kinder spüren es sowieso. Reden Sie mit dem Kind von Ihrer eigenen Trauer oder benennen Sie die Angst. Suchen Sie etwas, womit sie die Angst oder Trauer ausdrücken können – zünden Sie eine Kerze an, stellen Sie ein Bild auf, lassen Sie immer um 12 Uhr mittags das Lieblingslied laufen…
Sprechen Sie mit Ihrem Kind in klaren, kurzen Sätzen. Am besten direkt „Die Tante ist gestorben.“ statt Umschreibungen wie „Die Tante ist sanft eingeschlafen“. Sie können Kindern auch sagen, wenn sie keine Antworten haben. Damit können sie umgehen.
Beteiligen Sie die Kinder an Entscheidungen, sofern sie möglich sind. Durch Corona ist manches eingeschränkt, dann braucht es und gibt es Alternativen. Möchte das Kind mit zur Beerdigung oder möchte es lieber mit jemand aus der Familie zu Hause bleiben und eine Kerze anzünden/ein Bild malen/das Lieblingslied hören – und später auf den Friedhof gehen? Wie kann das Grab geschmückt werden? Kinder können viel beitragen – und wenn es nicht perfekt aussieht, dann ist es doch echt und persönlich.
Mehr Infos finden Sie im Internet zum Beispiel auf http://kinderundjugendtrauer-lb.de/lb-khd/trauerarbeit
Angela Schmid, Dekanatsreferentin und Familienbeauftragte Dekanat Stuttgart
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